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Kinderzeit Bremen 03/04 2019

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Familienmagazin für die Region Bremen, Ausgabe März-April 2019

Erwachsen werden:

Erwachsen werden: Konfirmation & Co. rauschendes Fest übergeht, auf Kuba gibt es einen Mutter-Tochter- Tanz. In Puerto Rico ist es ein klassischer Vater-Tochter-Walzer, und dort trägt das Mädchen am Anfang einen Blumenkranz, erst im Laufe der Feier nimmt sie ihn ab und bekommt dafür ein Diadem. Ähnliche Rituale gibt es über Ländergrenzen hinweg. Zum Beispiel beginnt das Geburtstagskind den Tag in flachen Schuhen, die später vom Vater durch hochhackige Schuhe ersetzt werden. Oft werden auch Verwandte mit einbezogen, so wie beim Ritual der 15 Kerzen, bei dem die Fünfzehnjährige eine Dankesrede hält und währenddessen Kerzen an die Menschen verteilt, die sie in ihren 15 Jahren geprägt und begleitet haben. Ein weiterer Brauch ist, dass die Mädchen eine última muñeca (letzte Puppe) geschenkt bekommen. In den meisten Ländern wird jede Quinceañera einzeln gefeiert, in der Dominikanischen Republik gibt es jährlich einen großen Ball für alle 15-Jährigen. Mittlerweile wird auch ein Quinceañero gefeiert, die Jungs (bzw. dann Männer) bekommen als último jugete (letztes Spielzeug) beispielsweise ein Modellauto und tanzen mit den Eltern. Allerdings verzichten sie auf prunkvolle Kleider und hochhackige Schuhe. Laura Einsiedler Das Jahr der Herausforderung Die Alternative als Familienprojekt Emily seufzt. Es sind Osterferien. Während sich ihre Freundinnen und Freunde vermutlich genüsslich im Bett räkeln, macht die 14-Jährige sich sehr früh auf den Weg zur Bushaltestelle. Heute fährt sie mit Zoë und Jonna nach Riede auf einen Biohof, um einen ganzen Tag Unkraut zu zupfen und den Pferdepflug zu steuern. © Suse Lübker Erschöpft nach der Fahrradtour Hier wird alles dokumentiert JEZ = Jonna - Emily - Zoë Schick fürs Konzert Der Biohof ist eine von zwölf Stationen, die zu dem „Jahr der Herausforderung“ gehören. Dieses Alternativprogramm zur Konfirmation haben die Eltern der drei Teenager ins Leben gerufen. Für Emily und Jonna war schon recht früh klar, dass sie nicht konfirmiert werden möchten. Zoë hat sich zwar zum Konfirmationsunterricht angemeldet, ist aber nach einiger Zeit ausgestiegen, nachdem sie für sich geklärt hat, dass sie nicht gläubig ist. Zeitgleich setzt sich Emilys Mutter mit Alternativen zur Konfirmation auseinander. Sie möchte den Übergang ins Erwachsenenleben mit einem Ritual verbinden. Nicht als Prüfung oder erlebnispädagogische Schulung, nicht als Mutprobe und auch nicht als spirituelles Ritual. Sie wünscht sich vielmehr, dass ihre Tochter Erfahrungen macht, die im vollgestopften Schulalltag wenig Aufmerksamkeit bekommen, zum Beispiel einen Tag in der Natur zu verbringen oder bedürftigen Menschen zu helfen. Mit den Eltern von Zoe und Jonna findet Emilys Mutter begeisterte Mitstreiterinnen für ihre Idee. Gemeinsam entwickeln die drei Elternpaare einen Plan für ihre Töchter. Einmal im Monat werden die Teenager jeweils einen Tag ganz anders als gewohnt verbringen und zwar ein ganzes Jahr lang. Für jeden dieser Tage gibt es einen Auftrag an die drei Mädchen. „Jahr der Herausforderung“ nennen die Eltern das Projekt. Klingt nach einer Pflichtveranstaltung? Tatsächlich wären die drei Freundinnen vermutlich nicht von allein auf die Idee gekommen, stundenlang durch den Harz zu wandern, allein (und mit Hund!) auf einer Wiese im Blockland zu zelten oder einen U-Boot-Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg zu besichtigen. Dennoch passiert genau das, was die Eltern sich mit dieser Aktion erhofft hatten: Gemeinsam machen die drei ungewohnte Erfahrungen, nehmen andere Perspektiven ein, werden herausgefordert und – ganz wichtig – haben trotz einiger Anstrengungen viel Spaß als Gruppe. Das liegt sicherlich auch daran, dass sie ihre „Herausforderungstage“ zu dritt planen, die Eltern sind da wenig gefordert. Es gibt ein Budget für Einkäufe für die Ausflüge und – je nach Notwendigkeit – auch mal den ein oder anderen Bringoder Abholdienst, ansonsten sind die Teenies auf sich gestellt und allein unterwegs. 8 www.kinderzeit-bremen.de

Planung und Umsetzung Gleich zu Beginn des Jahres stellen die Eltern alle zwölf „Herausforderungen“ zusammen. Die meisten Aktionen entstehen durch gemeinsames Brainstorming, für jede gibt es ein zuständiges Elternteil, das bei der Planung hilft. Jedes Mädchen bekommt ein schön gestaltetes Buch, in dem alle Termine aufgelistet werden. Der Auftrag: alle Aktionen sollen mit Fotos dokumentiert werden – als eine schöne Erinnerung für alle. Manche Ideen scheitern an Terminen. So ist die geplante Mitarbeit bei der Bremer Tafel nur an Wochentagen möglich. Da die Mädchen an unterschiedlichen Schulen sind, können sie allerdings nur an den Wochenenden aktiv werden, die Nachmittage sind mit Unterricht, Sport oder Hobbys belegt. Auch der Gerichtsbesuch und die Mitarbeit im Blaumeier-Atelier scheitern an der Terminplanung. Ein Besuch im Altenheim kommt ebenfalls nicht zustande. Dafür werden andere Termine spontan aufgenommen, so zum Beispiel ein Konzert bei den „Zollhausboys“ – einer Gruppe von syrischen Geflüchteten, ein Besuch bei der „Nacht der Jugend“ im Rathaus oder auch ein klassisches Konzert in der Glocke. Ganz spannend auch die Traumreise: Jede der drei denkt sich aus, wie sie in der Zukunft leben möchte und zeichnet dafür ein Bild. Besonders aufregend (auch für die Eltern!) sind die beiden Ausflüge: Im Sommer fahren die Mädchen mit Sack und Pack auf dem Fahrrad ins Blockland und zelten eine Nacht auf einer einsamen Wiese, grillen Marshmellows, kämpfen gegen Mücken und werden von sehr lauten Fröschen um den Schlaf gebracht. Etwas später geht es zu Fuß und mit Mamas Wanderstiefeln stundenlang durch das Bodetal im Harz. Die Tour ist ein echtes Erlebnis! Die Berge hochkraxeln, sich mit dem Flusswasser erfrischen und ab und zu ein Spiel ausdenken ... Zwei Erwachsene sind sicherheitshalber vorausgelaufen und erwarten die völlig erschöpften Teenies am Ziel. Zeit für ein großes Eis! Im Friedwald geht es um die Endlichkeit des Lebens: Ein Förster führt eine Gruppe durch den Wald, für viele ist das Thema Tod und Sterben sicherlich gerade aktuell. Weit weg von den Mädchen, aber auch hier bleiben bestimmt ein paar bewegende Eindrücke... NEU im Peterswerder LÄSSIG | SCHICK | BUNT BAMBULE Nachhaltig produzierte, hochwertige Kindermode von 2 bis 12 Alles was die Kinderwelt bunt und schön macht Shirts, Hosen, Mützen, Rucksäcke, Bademode, Jacken und mehr HAMBURGER STR. 35/37 | 0421-67352934 | WWW.ILOVEBAMBULE.DE MO – FR 9:30 – 12:30 & 15 – 18 | SA 10 – 16 UHR Der Abschluss Zum Ende des Projektes ist die Luft raus. Alle drei stecken sehr in Schulaktivitäten, sind in den Ferien oder haben einfach keine Energie mehr, das Projekt mit einem Fest, einem Ausflug oder einem gemeinsamen Essen abzuschließen. So läuft das „Jahr der Herausforderung“ einfach aus und es bleiben viele Erinnerungen und Bilder im Kopf der Mädchen und auf den Handys :-) Fazit Das Projekt ist unbedingt nachahmenswert! Auch wenn die Aktionen manchmal anstrengend waren und die Planung viel Zeit in Anspruch genommen hat – alle sind sich einig, dass es sich gelohnt hat. „Schön waren auch die positiven Reaktionen derjenigen, denen wir von dem Projekt erzählt haben“, freut sich die Initiatorin. Viele Freunde und Bekannte zeigten sich interessiert und begeistert von der Idee und planen Ähnliches. Viele der Veranstalter waren gleich begeistert und haben die Aktionen unterstützt: die Inhaber vom Biohof haben die Mädels in der Mittagspause zu einem leckeren Essen eingeladen, die wissenschaftliche Leiterin des Denkorts Bunker Valentin organisierte extra eine Führung durch den Bunker. Und die Mädchen? Emily bringt es auf den Punkt: „Das war ein ganz besonderes Projekt und eine ganz neue Erfahrung – einfach lohnenswert. Es hat mir gut gefallen mit den anderen beiden so viel Zeit zu verbringen, auch wenn manche Aktionen ganz schön anstrengend waren!“ Suse Lübker 9

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