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Kinderzeit Bremen 05/06 2019

Familienmagazin für die Region Bremen, Ausgabe Mai-Juni 2019

Gesundheitspolitik

Gesundheitspolitik Frühgeborenen-Station in Bremen-Nord Initiative für deren Erhalt Jürgen Bachmann Babys, die zu früh auf die Welt kommen, müssen nicht nur optimal medizinisch versorgt werden, sie brauchen auch möglichst viel Kontakt zu ihren Eltern. Umso wichtiger ist es, dass die Kliniken für die Eltern gut erreichbar sind. Im Bremer Norden ist die wohnortnahe Versorgung von Level 2-Frühgeborenen, also Kinder mit einem erwarteten Geburtsgewicht zwischen 1.250 bis 1.500 Gramm, zukünftig gefährdet. Laut Planung des Bremer Senats und der Geno (Gesundheit Nord) sollen diese Frühchen ab circa 2020 statt im Klinikum Bremen-Nord in dem neu geplanten Eltern-Kind-Zentrum im Klinikum Bremen-Mitte versorgt werden. © 123rf.com Diese Zentralisierung hält Jürgen Bachmann für eine Fehlentscheidung. Der ehemalige Oberarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Klinikums Bremen-Nord setzt sich mit seiner Initiative „kindgerecht?!“ vehement gegen die Verlagerung der Frühgeborenen-Station ein. In der Initiative engagieren sich u. a. Eltern, Erzieher*innen, Lehrer*innen, Kinderkrankenschwestern, Kinderärzt*innen, Frauenärzt*innen, Politiker*innen und Sozialarbeiter*innen. Wenn Eltern aus dem ausgedehnten Bremer Norden und den umliegenden Gemeinden zu Besuchen ihres Babys bis nach Bremen Mitte reisen müssen, wird der Kontakt zu dem Neugeborenen deutlich erschwert. „Gerade der intensive Kontakt zwischen Eltern und Kindern in den ersten Wochen ist immens wichtig und von prägender Bedeutung für das Kind“, erklärt Bachmann. Durch die Nähe zu ihren Eltern gehe es den Frühchen akut und auf Dauer deutlich bes- ser. „Dieser Kontakt legt das Fundament für die sichere Bindung“, so Bachmann. Hinzu kommt, dass einige Menschen aus Bremen-Nord finanziell nicht in der Lage seien, täglich in die Bremer City zu fahren. „Besondere Schwierigkeiten haben Eltern, die mehrere Kinder oder hilfsbedürftige Angehörige versorgen oder Probleme mit der Sprache haben“, sagt Bachmann. Sandra Ludwig*, Mutter von zu früh geborenen Zwillingen, ist sehr froh, dass ihre Kinder im Klinikum Bremen-Nord ganz in der Nähe ihres Wohnortes, versorgt wurden. „Ich habe sehr von der Lage profitiert. In den zehn Wochen, in denen ich rund um die Uhr im Krankenhaus war, konnte ich immer mal nach Hause fahren, manchmal einfach nur, um zu duschen.“ Auch für ihren Mann sei es ein immenser Vorteil gewesen, dass er keine langen Wege hatte, um bei seiner Familie sein zu können. Sandra Ludwig setzt sich ebenfalls dafür ein, dass die Intensivstation erhalten bleibt: „In der Klinik arbeiten sehr viele engagierte und hochmotivierte Mitarbeiter*innen, die sich mit sehr viel Wertschätzung und Unterstützung für die Eltern eingesetzt haben und sehr nah bei den Kindern waren“. Das sei ganz besonders wichtig für die Frauen aus den so genannten sozialen Brennpunkten im Bremer Norden, die oft von der Situation überfordert seien. Gegen die Verlegung der Frühgeborenenstation spricht ebenfalls die aktuelle Versorgungssituation für Frühchen. „Es besteht ein erheblicher Zweifel daran, dass die vorgesehenen Versorgungskapazitäten auch nur annähernd ausreichend sind. Aktuell schon müssen Schwangere mit drohender Frühgeburt und Frühgeborene nach Niedersachsen weitergeschickt werden. Im Rahmen der „Zentralisierung“ wird die Bremen-Norder Versorgungskapazität aber ersatzlos aufgegeben“, erläutert Bachmann. Gemeinsam mit seiner Initiative wird Bachmann weiterkämpfen – mit Unterschriftenaktionen und Petitionen und viel Unterstützung der Bremer Bürger*innen. Schließlich – so Bachmann – gehe es um das Wohl der Kinder, dafür lohne es sich allemal aktiv zu werden. *Name von der Redaktion geändert Suse Lübker 28 www.kinderzeit-bremen.de

Buchtipps Mäuse auf dem Meeresgrund Wer die Bücher von Torben Kuhlmann kennt, weiß bereits einiges über den Forschergeist der kleinen grauen Nagetiere. So versammeln sich auch hinter den Regalen der Buchhandlung jede Menge Mäuse, die sich mit den Errungenschaften der Menschheit beschäftigen. Eines Tages taucht Pete, der kleine Mäuserich in der Vorlesung des Mäuseprofessors auf und bittet ihn um Unterstützung bei der Suche eines Schatzes, den seine Vorfahren in einem gesunkenen Schiff zurücklassen mussten. Aber wie kommt eine kleine Maus auf den Grund des Meeres? Natürlich nur mit der Hilfe wissenschaftlicher Erkenntnisse und viel Ideenreichtum. Wunderbar, wie der mehrfach ausgezeichnete Autor es schafft, mit seinen genialen Illustrationen und abenteuerlichen Geschichten die Leser*innen auf unterhaltsame Weise für alltagswissenschaftliche Themen zu begeistern. Torben Kuhlmann: Edison – Das Rätsel des verschollenen Mauseschatzes. NordSüd Verlag 2018, ISBN 978-3314104473, 112 Seiten, 22 Euro (Ge-bundene Ausgabe), empfohlenes Alter: 5 bis 7 Jahre. Prinzessinnen auf Drachenjagd Was macht ein König mit drei wilden Prinzessinnen, die ihrem Vater auf der Nase herumtanzen? Ganz klar, er verheiratet sie schnurstracks, damit wieder Ruhe ins Schloss einkehrt. Doch es läuft nicht alles so glatt, wie geplant, denn leider meldet sich nur ein einziger heiratswilliger Prinz. So gibt es zunächst eine wilde Rauferei unter den Prinzessinnen, bei der auch der Bewerber nicht unbeschadet davonkommt. Der ist sich im Laufe der Geschichte gar nicht mehr so sicher, ob er überhaupt noch heiraten möchte oder nicht doch lieber wieder auf Drachenjagd geht. Allerdings hat er die Rechnung ohne die wilden Prinzessinnen gemacht, die spontan beschließen, selbst die Drachen zu jagen, statt sich mit einem langweiligen Prinzen abzugeben... Eine kurzweilige und höchst amüsante Prinzessinnengeschichte der ganz anderen Art von Jugendbuch-Bestseller-Autorin Ursula Poznanski, in der die gängigen Märchenklischees gänzlich durcheinandergewirbelt werden. Ursula Poznanski (Autorin), Stefanie Harjes (Illustratorin): Die allerbeste Prinzessin. Loewe Verlag 2018. ISBN 978-3785585788, 48 Seiten, 12,95 Euro (Gebundene Ausgabe), empfohlenes Alter: 4 bis 6 Jahre. Stefanie Höfler schafft es mit einer bewundernswerten Leichtigkeit, die Leser*innen an den verborgenen Gedanken und Gefühlen von Sera und Niko teilhaben zu lassen, nimmt sie mit auf ihre Gedankenreisen, humorvoll und eigensinnig. Ein empfehlenswertes Jugendbuch! Stefanie Höfler: Tanz der Tiefseequalle. Beltz & Gelberg 2018. ISBN 3407822154, 190 Seiten, 12,95 Euro (Taschenbuch). Empfohlenes Alter: 12 bis 15 Jahre. Kennt doch jedes Kind, oder? Alle Personen, die in diesem Buch beschrieben werden, haben eines gemein: sie haben Spuren hinterlassen. Manche haben sich für andere eingesetzt, andere haben mit ihren Erfindungen unser Leben verändert, einige haben die Welt regiert und wiederum andere sind oder waren berühmte Denker, Filmstars oder sogar Comichelden. Jede Persönlichkeit wird ausführlich vorgestellt, der Name wird allerdings nicht genannt. Die Autorin berichtet vom Leben, von den Erfolgen, aber auch von den Niederlagen. Wer sie nicht geraten hat: die Namen der Berühmtheiten erscheinen am Ende des Buches mit Steckbrief und noch mehr Hintergrundinformationen. Dieses Buch macht nicht nur neugierig, sondern auch schlauer! Sehr gut (vor-)lesbar und gespickt mit kleinen Begriffserklärungen – ein wahrer Schatz für Wissbegierige und „Wer bin ich“-Spieler*innen. Cordula Thörner (Autorin), Horst Hellmeier (Illustrator): Von Mozart bis Malala: Faszinierende Persönlichkeiten, die jeder kennen sollte. Carlsen Verlag 2018. ISBN 978-3551251138, 192 Seiten, 16 Euro (gebundene Ausgabe), empfohlenes Alter: 10 bis 14 Jahre. Buchtipps von Suse Lübker Gegen allen Widerstand Niko und Sera könnten unterschiedlicher nicht sein: Der 14-jährige Niko ist schwabbelig-dick und blass, Außenseiter und wird von fast allen Mitschüler*innen entweder geärgert oder ignoriert. Sera hingegen ist eine echte Hinguckerin: ägyptischer Herkunft, wunderhübsch und dazu auch noch beliebt, vor allem bei dem coolen Klassenschönling Marko, der ein Auge auf Sera geworfen hat. Als Marko Sera auf der Klassenreise zu nahe kommt, wird Niko aktiv: sehr bestimmt und selbstbewusst schlüpft er in sein Superniko-Ich und fordert Marko auf, Sera in Ruhe zu lassen. Von diesem Augenblick an ist alles anders, Sera und Niko finden langsam zueinander, trotz aller Widersprüche, trotz aller Ängste... 29

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