MOBBING ... und raus bist Du Schulen sind die Orte, an denen wir unsere Kinder sicher aufgehoben wissen wollen. Und trotzdem sind sie der häufigste Tatort für eine Form der Gewalt, die nie aufzuhören scheint: Mobbing. Hinter dem harmlos klingenden Begriff versteckt sich, was Betroffene als Psychoterror beschreiben. Unzähligen Studien, Aufklärungsarbeit und Präventionsprogrammen zum Trotz ist Mobbing ein wachsendes, gesellschaftliches Problem, das immer noch viel zu oft nicht ernst genug genommen wird. „HAB‘ DICH NICHT SO“ Kinder waren schon immer so, stell dich nicht so an, das stärkt den Charakter – so lauten die gängigen Argumente derer, die keine Ahnung haben, was Mobbing ist und was es bewirkt. Beim Mobbing handelt es sich nicht um harmlose Neckereien, sondern um gezielte Schikane über einen längeren Zeitraum. Unzählige Studien belegen: Mobbing und Cybermobbing ist zu einem Massenphänomen gewachsen, bei dem jede:r sechste Schüler:in während der Schulzeit mindestens einmal Opfer wird und jede:r dritte Angst vor Mobbing hat. Dazu zählen direkte Drohungen, Beschimpfungen oder öffentliches Hänseln bis hin zu körperlicher Gewalt. Indirekt geschieht Mobbing durch Ausgrenzung, Beschädigung des Eigentums bis hin zum Verbreiten von Lügen und Gerüchten im Internet. Nahezu alle Mobbing-Betroffenen reagieren mit körperlichen und seelischen Beschwerden, die bis zu Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen reichen und sogar ein Leben lang krankmachen können. „ES GEHÖREN IMMER ZWEI DAZU“ Diese Binsenweisheit ist unhaltbar, da sie zum einen dem Opfer Schuld unterstellt. Zum anderen sind neben dem gemobbten und dem mobbenden Part immer auch die zahlreichen Helfenden, Mitlaufenden, Duldenden und Beobachter:innen beteiligt. Wenn ein Kind in der Klasse gemobbt wird, sind alle Schüler:innen, Lehrkräfte und Eltern in der Pflicht, hinzuschauen und zu helfen. Studien belegen: Mobbing kann jede und jeden treffen. Es kann „den 4
MOBBING Neuen“ ebenso treffen wie die Klassenbeste. Am häufigsten wird im Alter zwischen 7 und 15 Jahren gemobbt. Etwa ab dem 9. Schuljahr, verringert sich die Zahl der Vorfälle, wobei Expert:innen den Grund dafür darin sehen, dass ältere Schüler:innen selbstsicherer sind und gelernt haben, sich zu behaupten. Aber auch bei den Älteren ist Mobbing weiter an der Tagesordnung, wie eine aktuelle Studie ergab: „LASS UNS REDEN!“ Wenn Eltern, Lehrkräfte oder Freund:innen Signale wahrnehmen, die auf Mobbing schließen lassen, dann sollten sie zuerst das Gespräch mit dem Kind suchen, ihm zuhören, es aber zu nichts drängen und auf keinen Fall als mitschuldig verurteilen. Auch voreilige Ratschläge sollten vermieden werden. Stattdessen können nächste Schritte gemeinsam besprochen werden, wie zum Beispiel Unterstützung zu finden. Sinnvollerweise ist „Lass uns reden“ auch das Motto des Bundesprogramms der Jugendmigrationsdienste (JMD), das Respekt Coaches an über 500 Schulen in ganz Deutschland einsetzt, auch im Bundesland Bremen aktiv ist und vom Bundesfamilienministerium gefördert wird. „Respect Coaches“ sind pädagogische Fachkräfte, die den Jugendlichen auf Augenhöhe begegnen und für Unterrichtseinheiten, Workshops, Projektwochen oder Ferienfreizeiten ab der 5. Klasse unterstützend an den Schulen eingesetzt werden. > Weitere Infos auf lass-uns-reden.de oder jugendmigrationsdienste.de und bei ahmet.akkus@awobremen.de, 0421-3377182 61 % aller Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren haben schon Erfahrungen mit Cybermobbing gemacht* *Sinus-Jugendstudie 2024; weitere Infos auf barmer.de/a005348 1, 2, 3 zur Lösung ERSTER SCHRITT Wenn der Verdacht auf Ausgrenzung eines Kindes besteht oder wenn ein Kind einer Lehrkraft oder den Eltern andeutet, sich unwohl zu fühlen, ist volle Unterstützung gefragt. Dabei ist es nicht wichtig, zu klären, ob tatsächlich eine Mobbingsituation vorliegt. Wichtig ist, das Kind und seine Sorgen ernst zu nehmen und mit ihm gemeinsam Möglichkeiten zur Lösung des Problems zu besprechen und ihm Auswege aus der schwierigen Situation aufzuzeigen. ZWEITER SCHRITT Die Lehrkraft stellt eine Unterstützungsgruppe aus etwa sechs bis acht Schüler:innen zusammen und lädt sie zu einem Treffen ein. Dabei werden neben den direkten Beteiligten auch Mitläufer:innen sowie Kinder einbezogen, die eine konstruktive Rolle zur Lösung der Situation einnehmen können. Im Gespräch ist es wichtig, Schuldzuweisungen zu vermeiden. Vielmehr sollte die Ausgangsfrage lauten: „Was können wir tun, um das Problem zu lösen?“, zu der alle Beteiligten ihre Ideen beisteuern. DRITTER SCHRITT In Einzelgesprächen mit den Kindern der Unterstützungsgruppe – ungefähr ein bis zwei Wochen nach dem ersten Treffen – erfragt die Lehrkraft, wie sich die Situation entwickelt hat. Diese Gespräche geben nicht nur Aufschluss darüber, ob das Mobbing beendet ist, sie zeigen den Beteiligten zudem nochmals ihre verantwortungsvolle Rolle auf und bewirken nachhaltig, dass das Mobbing nicht erneut beginnt. Fotos: © yura yarema/stock.adobe.com Manchmal braucht das Glück einen Schubs. Wir von PiB beraten, qualifizieren und begleiten Sie dabei, Kinder und Jugendliche für kurze oder lange Zeit zu unterstützen. pib-bremen.de Tel. 0421 95 88 200 5
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