Aufrufe
vor 3 Jahren

Kinderzeit Bremen 09/10 2019

Familienmagazin für die Region Bremen, Ausgabe September-Oktober 2019

Zahngesundheit © Oksana

Zahngesundheit © Oksana Kuzmina-123rf-com © lopolo -123rf-com Früh übt sich, wer gesunde Zähne haben will Sobald die ersten Zähnchen wachsen, beginnt schon die frühkindliche Zahnpflege: In den ersten Jahren werden die Milchzähne noch von den Eltern geputzt, nach und nach übernehmen die Kinder die Aufgabe, bis sie selbstständig in der Lage sind, ihre Zähne richtig zu putzen. So wird schon früh eine Routine entwickelt: die Basis für gesunde Zähne bei Erwachsenen. Bunte Zahncremes, lustige Bürsten und das gemeinsame Üben der Bürstenbewegungen machen kleinen Kindern in der Regel Spaß, so dass die Zahnpflege spielerisch gelernt und nicht zum Zwang wird. Trotzdem leiden noch immer 15 Prozent der unter dreijährigen Kinder an Karies, so die Bundeszahnärztekammer BÄK. Oft führten falsche Ernährung und mangelhafte Mundhygiene zu frühkindlichen Kariesproblemen. Die BÄK forderte daher, den Fluoridgehalt in deutscher Kinderzahnpasta zu erhöhen. Das Wichtigste sei allerdings, dass weiter auf das Thema der Zahngesundheit bei Kindern aufmerksam gemacht werde. Zahnprophylaxe für Kindergruppen für Ein- bis Sechsjährige bietet passend dazu die Landesarbeitsgemeinschaft zur Förderung der Jugendzahnpflege im Lande Bremen e.V. – kurz LAJB – an: Nach Terminvereinbarung kommt eine Prophylaxefachkraft kostenlos in die Einrichtung und betreut die Kindergruppen an zwei Vormittagen. Der erste Besuch zur Einführung oder Festigung der richtigen Zahnpflege mit der kindgerechten Zahnputztechnik KAI (Kauflächen, Außenflächen, Innenflächen der Zähne) dauert etwa anderthalb Stunden. In einem weiteren Besuch werden die Themen „Unsere Zähne“, „Kariesentstehung“, „Der Zahnarztbesuch“ oder „Zahngesunde Ernährung“ spielerisch und kindgerecht mit den Kindern umgesetzt. Das Programm dauert etwa drei Stunden, dabei kann zum Beispiel gemeinsam mit den Kindern ein zahngesundes Frühstück zubereitet werden. Bei jedem Besuch wird eine praktische Zahnputzübung mit den Kindern durchgeführt und bei Bedarf ein Zahnbürstenaustausch vorgenommen. Auch die Zahnputzutensilien stellt die LAJB kostenlos zur Verfügung. Weitere Informationen dazu sind auf www.lajb-bremen. de zu finden. Wenn aus Kindern Teenager werden, kommen die meisten um eine Zahnspange nicht herum.aber Insgesamt ist die Zahngesundheit 10 www.kinderzeit-bremen.de

ei Jugendlichen in Deutschland schon sehr gut: Acht von zehn der zwölfjährigen Kinder sind kariesfrei, wie aus der „Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie“ hervorgeht. Auch die „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ verkündet positive Ergebnisse: Mit rund 80 Prozent setzt die Mehrheit der Jugendlichen die Empfehlungen zur Zahnputzhäufigkeit um und geht regelmäßig zum Zahnarzt. Trotzdem bleibt Karies eine der häufigsten Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen, ebenso sind Fehlstellungen weit verbreitet. Eine rechtzeitige kieferorthopädische Behandlung kann allerdings schon bei Kleinkindern sinnvoll sein. Denn schiefe Zähne oder Zähne, die im Durchbruch behindert werden, verursachen Probleme beim Kauen oder Sprechen. „Bei Bedarf führen wir eine Frühbehandlung bei fünf- bis sechsjährigen Patienten durch, so können wir spätere langwierige Therapien und ein fehlerhaftes Wachstum vermeiden“, sagt Dr. Lotta Zernial, Fachzahnärztin für Kieferorthopädie in der SternKlinik in Bremen. Fehlstellungen können nicht nur durch Nuckeln, sondern auch durch Erkrankungen im Nasen- und Rachenraum oder durch Unfälle entstehen. Daneben gibt es noch angeborene, genetisch bedingte Fehlstellungen. Dazu zählen beispielsweise eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, eine sogenannte Progenie, ein vorstehender Unterkiefer, oder auch ein Kreuzbiss, bei dem die unteren Zähne außen und die oberen innen stehen. Bei einigen Anomalien wie beispielsweise der Progenie ist eine erste kieferorthopädische Therapie bereits im Alter von fünf Jahren sinnvoll. „Je nach Schweregrad und Befund kann da eine Behandlung mit herausnehmbaren oder festsitzenden Zahnspangen oder einer Kombination aus beiden beginnen“, erklärt Dr. Zernial (www.sternklinik.net). Krankenkassen bezahlen die Frühbehandlung in der Regel, wenn es zum vorzeitigen Verlust von Milchzähnen, beispielsweise durch Karies oder sogenannte Traumata gekommen ist, um präventiv vorzugehen. Kinder sind von einem Zahntrauma besonders häufig betroffen, weil sie beim Laufen lernen, Spielen und Toben oft stürzen und sich dabei verletzen. Verschiedene Mittel wie beispielsweise herausnehmbare oder feste Zahnspangen dienen dazu, Zähne wieder in ihre richtige Position zu bringen, also den Biss sowie Kieferfehlstellungen zu regulieren. In der Frühbehandlung bei Kindern kommen meist sogenannte funktionskieferorthopädische Apparaturen wie Aktivatoren, Bionatoren oder Funktionsregler zum Einsatz. Wie andere herausnehmbare Zahnspangen bestehen sie aus Kunststoff mit eingebauten Drahtelementen. Täglich getragen, nutzen sie die Kräfte der Mundmuskulatur, um Zähne und Kiefer in die richtige Lage zu bringen. Außerdem gibt es noch festsitzende Zahnspangen, bei denen der Kieferorthopäde Brackets, kleine Metall- oder Keramikplättchen, auf den Zähnen befestigt, die mit einem hauchdünnen Drahtbogen verbunden sind. Welche Methode auf welches Zahnproblem passt und ab welchem Alter der Beginn der Behandlung am sinnvollsten ist, stellen Kieferorthopäden bei Erstuntersuchungen schnell fest. Sie wissen auch, dass speziell bei Kindern ein sensibler und fürsorglicher Umgang wichtig ist, um Ängste zu nehmen und Vertrauen zu schaffen. Die aktive Mithilfe von Eltern und Kindern ist dabei nicht zu unterschätzen, denn sie trägt enorm zum Behandlungserfolg bei. Ganz gleich ob bei einer herausnehmbaren oder festsitzenden Spange: Die Eltern sind gefordert, das regelmäßige Tragen und Reinigen der Apparatur zu prüfen. Hilfreiche Anleitungen dazu geben die behandelnden Kieferorthopädïnnen, ebenso wie Tipps zum Zähneputzen und zur richtigen Ernährung für gesunde Kinderzähne. Tanya Blümke 11

Kinderzeit Bremen

© 2020 Copyright by Verlag aus Bremen UG