Klimaschutz ©Igor Goncharenko 123rf Mal eben kurz die Welt retten? Das Wetter ist super, die Kinder lieben es – klar, zum Abschluss des Kindergeburtstags machen wir ein Feuerchen im Garten. Kaum knistert es gemütlich in der Feuerschale, höre ich neben mir einen leisen Kommentar: „Holz verbrennen ist auch nicht gerade ideal fürs Klima ...”. Einer der Geburtstagsgäste schaut kritisch in die Runde und setzt sich dann schweigend zu den anderen. Während die Kinder ihre Marshmallows über dem Feuer rösten, kreisen meine Gedanken um diesen einen Satz. Wäre es tatsächlich konsequent, auch noch auf die paar Lagerfeuer im Sommer zu verzichten? Leben wir als Familie nicht schon klimaneutral genug, ohne Auto, ohne Flugreisen und mit Solarkollektoren auf dem Dach? Und können wir alle, die hier in Deutschland leben, überhaupt zur Lösung des globalen Problems beitragen? Forscherinnen und Forscher sind sich sicher: Die globale Erwärmung muss bis zum Ende dieses Jahrhunderts auf höchstens 1,5 Grad begrenzt werden. Nur so können die Risiken und Auswirkungen des Klimawandels entscheidend reduziert werden. Wird dieser kritische Schwellenwert oder auch Kipppunkt überschritten, beginnen nicht mehr umkehrbare Prozesse – und es bleibt nicht mehr viel Zeit, das Ziel zu erreichen: „Wenn der weltweite Kohlendioxidausstoß 2030 immer noch steigt, wird es zu spät sein“, warnt der führende Klimaforscher Mojib Latif vom Kieler Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung. Durch die Klimaerwärmung steigen die Temperaturen in den zehn Meter tiefen Permafrostböden in Kanada, Grönland, Alaska und Sibirien. Taut der Boden auf, sackt der Untergrund ab und ist nicht mehr nutzbar. Außerdem werden große Mengen Kohlendioxid und Methan freigesetzt, die wiederum den Treibhauseffekt verstärken. Schon jetzt schmelzen die Gletscher aller großen Gebirgsketten und das Eis des Nordpolarmeers zunehmend schneller. Die Ozeane erwärmen sich und dehnen sich aus, tropische Inseln sind immer stärker von Sturmfluten bedroht. Das sind nur einige Beispiele, über die die Medien tagtäglich berichten. All das wissen wir. Zumindest, wenn wir regelmäßig Nachrichten lesen oder schauen. Was wir allerdings sehen bzw. spüren, ist das schöne Wetter: Sommer mit Temperaturen weit über 30 Grad – lange, warme (Grill!-)Abende, kein Anzeichen einer Katastrophe. Mal abgesehen von den heftigen Gewittern, die zunehmen und manchmal gar bedrohlich wirken. Dennoch: für viele Deutsche ist der Klimawandel weit entfernt von der Alltagswirklichkeit, was ein möglicher Grund dafür ist, dass wir uns wenig, zu wenig um unseren Planeten kümmern. Dabei wirkt sich die Klimaveränderung direkt bei uns vor der Tür bereits aus: Sturmfluten zerstören Ostsee- und Nordseestrände, Steilufer brechen weg. Dürreperioden, extreme Hitzewellen und Niederschläge setzen jetzt schon der Natur zu und auch die deutschen Landwirte leiden massiv unter den sehr trockenen Sommern und dem Starkregen. Aber den Kopf in den Sand stecken, gilt nicht. Wir können unsere Erde nur retten, wenn wir unser Dasein nachhaltiger gestalten und aktiv mitwirken. Nicht mal eben, aber ständig und überall. Indem wir verantwortungsbewusst handeln, uns einmischen und aus den uns vertrauten Verhaltensmustern ausbrechen. Suse Lübker 4 www.kinderzeit-bremen.de
Bäume pflanzen fürs Klima CO²-Emissionen belasten die Erde. Aber es gibt natürliche CO²- Killer: Bäume reduzieren das gefährliche Gas in unserer Atmosphäre. Der aktuelle Baumbestand kommt aber gegen die riesige Menge Treibhausgas, die wir Menschen produzieren nicht mehr an. Wenn Bäume wachsen, bauen sie den Kohlenstoff des Treibhausgases in ihre Biomasse ein, so dass es dem Klima nicht mehr schaden kann. Wissenschaftlerïnnen der Eidgenössischen Technischen Hochschule ETH Zürich haben nachgerechnet, dass durch schnelles Aufforsten das vom Weltklimarat IPCC vorgegebene Ziel erreichbar wäre, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Außerdem haben die ETH-Forscherïnnen ausgemessen, dass weltweit 900 Millionen Hektar Fläche für neue Bäume zur Verfügung stünden. Das entspricht in etwa der 25-fachen Fläche Deutschlands oder der Gesamtfläche der USA. Die Bewaldung der Erde könne also noch um etwa ein Drittel zunehmen, ohne dass Städte oder Landwirtschaft beeinträchtigt würden. Stattdessen sollen zerstörte Ökosysteme durch die Aufforstung wieder instandgesetzt werden. Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein, und tatsächlich haben nach Veröffentlichung der ETH-Studie auch schon Wissenschaftlerïnnen und Forstexpertïnnen erste Bedenken geäußert: Stefan Rahmstorf, führender Wissenschaftler am Potsdam-Institut für Klimaforschung, bezieht sich auf ein internationales Forscherkonsortium für Treibhausgase und erklärt in seiner Expertise (www.scilogs.spektrum.de) dass die Berechnungen der Züricher Forscher unter anderem aufgrund von Rückkopplungen im Erdsystem nach unten korrigiert werden müssten. Außerdem habe die ETH bei der Berechnung der zur Verfügung stehenden Flächen nicht bedacht, dass ein erheblicher Teil im schneereichen Norden Alaskas und Sibirien liegt, wo eine Aufforstung sogar kontraproduktiv wäre. Trotzdem steht auch für Rahmstorf außer Zweifel: „Das massive Pflanzen von Bäumen weltweit ist ein Projekt, das wir rasch anpacken sollten. Nur darf man sich keinen Wunschträumen darüber hingeben, wie viele Milliarden Tonnen das bringen wird. Und schon gar nicht der Illusion, man könnte sich deshalb beim Ausstieg aus der fossilen Energienutzung mehr Zeit lassen. Im Gegenteil.“ Denn durch die immer schnellere Erderwärmung werden die für die Aufforstung geeigneten Regionen kleiner. Außerdem dauert es Jahrzehnte, bis die gepflanzten Bäume spürbare Mengen CO² aus der Atmosphäre holen. Im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh haben Menschen im August 220 Millionen Bäume gepflanzt, in Äthiopien waren es im Juli sogar über 350 Millionen an einem Tag – Weltrekord. Jetzt soll auch Deutschland mit 84 Millionen Bäumen nachziehen – und zwar jedes Jahr am Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober mit der Aktion „Einheitsbuddeln“, ins Leben gerufen von der Staatskanzlei Schleswig- Holsteins. Unterstützt vom bekannten Cartoonisten Ralph Ruthe – ja, der mit den lustigen Bäumen – sollen bestenfalls alle Menschen an diesem Tag in Deutschland Bäume pflanzen: „In der Hoffnung, dass daraus eine Tradition wird, so dass Bäume pflanzen an unserem Nationalfeiertag selbstverständlich wird“, wie Ruthe auf Twitter schrieb. Auf der Internetseite www.einheitsbuddeln.de kann jeder eine eigene Pflanzparty organisieren oder sehen, wo in der Nähe eine stattfindet, um teilzunehmen. Dazu gibt es praktische Unterstützung und Tipps, wie zum Beispiel eine Liste mit besonders geeigneten Baumarten. Einfach ist es allerdings nicht, den Wunsch in die Tat umzusetzen: Wer kein eigenes Grundstück besitzt, kann schließlich nicht einfach ein Loch im Park buddeln oder eine Buche in den Fichtenwald setzen. Mal eben vor der eigenen Haustür, am Straßenrand oder im Park einen Baum zu pflanzen ist in Deutschland gesetzlich verboten. Und sogar wer ein eigenes Grundstück hat, muss vor dem Pflanzen einiges klären und in manchen Gemeinden aufgrund der Grünordnungspläne sogar eine Genehmigung einholen. Auf dem flachen Land braucht man für das Bäume pflanzen eine „Aufforstungsgenehmigung“, damit nicht plötzlich aus einem Acker ein Wald wird. Wer keine Möglichkeit hat, selbst einen Baum zu pflanzen, kann zum Beispiel dem Bürgerpark auf der Seite buergerpark.de einen oder mehrere Bäume spenden. Auch der Umweltbetrieb Bremen bietet Privatpersonen, aber auch Schulen oder Kindergärten an, Patenschaften für Baumpflanzungen in Grünanlagen und an Straßen zu übernehmen. Interssierte können sich unter 0421-36179000 melden oder an office@ubbremen.de wenden. Weitere Möglichkeiten für Baumspenden, Projekte und aktuelle Aufforstungsflächen finden sich im Netz zum Beispiel bei plant-my-tree.de und betterplace.de Tanya Blümke © 123rf.com Do., 02.01.2020, 16 Uhr Sa., 21.03.2020, 15 Uhr BREMEN, Die Glocke BREMEN, Metropol Theater Tickets & Infos: www.theater-liberi.de und bei allen bekannten VVK-Stellen 5
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